Baptise My Weed

Während eines Studienaufenthalts in Nordkalifornien, fiel mir die auch für dortige Verhältnisse unorthodoxe Installation einiger Wasserleitungen auf. Diese tauchten urplötzlich inmitten idyllischer Prärielandschaft aus dem Boden auf, verliefen in fast einem Meter Höhe, ungestützt durch Wald und Wiese, bevor sie wieder rechtwinklig im Boden verschwanden. Absperrhähne und Wasseruhren bestätigten, dass es sich um echte Versorgungsleitungen handelte.
Die Willkür der Linienführung sprach aber allen Auflagen und handwerklichen Gepflogenheiten Hohn. Als Kunstwerk hätte es mir aber gefallen, und da es aber keines sein sollte und ich in meinem Kopf schon längst bei der Arbeit war, beschloss ich ein paar Rohre in der Landschaft zu verlegen.

Das Wasser sollte ein offenes Blechbassin liefern, eine ehemalige Viehtränke, in die Quellwasser aus einer Leitung tropfte, um dann einfach über seinen Rand zu laufen und im Gelände zu versickern. Der Lauf des Wassers zeigte sich im Grün des Algenbewuchses auf dem zinkgrauen Blech; er ging nahtlos in einen Streifen sattgrüner Binsen über, der sich hangabwärts in das gleichförmige Braun verdorrter Präriegräser schnitt.

„Baptise My Weed“ unterbricht die direkte Linie satten Bewuchses, verlegt den Anfang des Feuchtgebietes um mehrere Meter und betont die Austrittsöffnung, die nun statt eines amorphen Rinnsals ein Punkt in luftiger Höhe ist. Wenn die Präriegräser im Frühsommer ihre volle Höhe erreicht haben werden, sind es nur noch die grauen Linien der obersten Leitungsstücke, welche als unterbrochene technische Vektoren die ehemals grüne Linie der Sumpfgräser nachzeichnen und so den Verlauf des Wassers erfahrbar machen.
Die Unsinnigkeit dieses Eingriffs macht zum einen den Unsinn einer Viehtränke sichtbar, die mit Goldfischen bestückt einen Streifen Brachlandes begrünt. Zum anderen gelang es mir, den ästhetisch faszinierenden Murks eines Nichtkünstlers in einen Zusammenhang zu setzen, der mir passender scheint, als der schlichte Gebrauchswert einer Wasserleitung.


Baptise My Weed

During a study internship in Northern California, the unorthodox installation of some water pipes (even by Californian standards) caught my attention. They emerged abruptly from the soil in the middle of an idyllic prairie landscape, ran unsupported three feet above the ground through woods and before bending 90-degrees and disappearing again in the earth. Shut-off valves and water gauges confirmed that the pipes were in use.
The arbitrariness of the alignment defied any regulations and rules of plumming workmanship, but I would have liked it as a work of art. However as it was not supposed to be one and I had already started to work on an art project in my head, I decided to run a few pipes of my own in the landscape.

Water is supposed to come from an old metal basin, a former cattle watering trough, into which fresh water dripped from a pipe and simply spilled over the rim vanishing into the dry earth. The movement of the water was visible in the green of the algae growing on the zinc-gray metal, which was transformed seamlessly into a fringe of deeply green bulrushes that sliced through the homogeneous brown of the prairie grass at a downward angle.

„Baptise My Weed” interrupts the direct line of fertile growth and shifts the beginning of the wet area by several feet, thus emphasizing the water outlet, which is now no longer an amorphous cascade but rather point higher up in the air. When the prairie grass reaches its full height in early summer, only the gray lines of the upper pipes will be visible. These will draw the formerly green line of the swampgrass as interrupted technical vectors and in this way allows us to experience the running of the water.

The craziness of the intervention shows on the one hand the nonsense of a cattle watering trough that contains goldfish and waters a piece of uncultivated land. On the other hand, I succeed in relating the aesthetically fascinating botched work of a non-artist to a context that seems more fitting to me than the simple use of a waterpipe.